Archive for the ‘Geschichten’ Category

Warmer Sommerregen prasselte auf die Straße. In der Ferne hörte man ein Grummeln. Die Luft war warm und der Regen sehr erfrischend. Dunkle Wolken hingen am Himmel und dem Regen folgte ein wunderschöner Geruch.
Ich trug nur meine Flip Flops und meine Füße wurden nass. Aber das störte mich gar nicht, denn ich freute mich über diese Abkühlung.
Als ich ein Stück gegangen war, fiel mir plötzlich ein kleiner Schmetterling ins Auge. Er saß am Rand des Fußwegs und bewegte sich nicht. Ich fragte mich, ob mit ihm alles in Ordnung war. Er saß dort so allein im strömenden Regen. Ich konnte keine sichtbaren Verletzungen erkennen. Seine Flügel waren völlig okay. Jedoch wollte ich ihn nicht einfach da so sitzen lassen. Ich hielt meine Hand nach unten und er kletterte auf meinen Finger. Er war ganz zutraulich und schien keine Angst zu haben. Mit aller Kraft hielt er sich an meinem Finger fest, da der Wind ihn fast wegwehte. Ich hielt meine Hand unter den Regenschirm, damit der Kleine nicht nass wurde. Froh darüber blieb er auf meinem Finger sitzen und wir setzten den Spaziergang zusammen fort. Er begleitete mich den ganzen restlichen Spaziergang bis zu meinem Haus. Dort setzte ich ihn unter einem Baum wieder ab, breitete noch einmal meine Arme im Regen aus, um die Regentropfen aufzufangen und ging dann schließlich nass und erfrischt ins Haus.

mw000042-TagpfauenaugeDer Tag darauf war voller Sonnenschein. Die Wolken hatten sich verzogen und bis auf ein paar Pfützen war vom Regen keine Spur mehr zu sehen. Heute ging ich eine andere Straße entlang. Diese war größer und befahrener. Und auf einmal sah ich wieder einen Schmetterling am Straßenrand sitzen. Dieser war etwas kleiner als der andere. Aber auch er saß ruhig und bewegungslos an diesem Fleck. Ich wollte nachschauen, was mit ihm war, da kletterte er auf meinen Finger. Und so nahm ich auch ihn ein Stückchen mit, bevor ich ihn am Rand auf einer Blume wieder absetzte. Überall Schmetterlinge. Es war wie ein Wunder. Eine andere Welt, ein Zeichen, das mir irgendetwas sagen sollte…

©Seelenträume

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Schneeweiße Tasten lagen vor mir und ich legte sanft meine Finger auf sie. Ich hatte noch nie an einem Klavier gesessen, aber es fühlte sich seltsam vertraut an. Ich schloss meine Augen und wusste genau was ich tun musste. Es war einfach ein Gefühl. Meine Finger schwebten über die Tasten und es entstand eine wundervolle Melodie. Ein warmes Kribbeln spürte ich im Herzen und es war als würden Funken aus ihm heraus sprühen.
Ich spielte und spielte und dabei konnte ich doch weder Noten lesen, noch hatte ich jemals eine Klaviertaste klingen lassen. Es entstand einfach aus mir heraus, ohne, dass ich wusste wie es ging. Ich lachte glücklich, denn die Melodie war ein Traum und ich war es, der sie erschuf.
Auf einmal sah ich neben mir einen fremden Mann. Er lachte nur fröhlich und gab mir zu verstehen, dass ich weiterspielen sollte. Genau das tat ich und während ich spielte, schrieb er die Noten meines Liedes auf ein Blatt Papier. Als ich fertig war mit spielen gab er mir das Blatt und ging fort. Ich hielt mein eigenes wundervolles Lied in den Händen und wollte es gleich nochmal spielen, doch plötzlich öffnete ich die Augen. Ich hatte das alles nur geträumt. Entäuscht drehte ich mich in meinem Bett auf die andere Seite, um auf meinem Wecker nachzuschauen wie spät es war. Traurig, dass ich so schnell in die Realität zurück geholt wurde, versuchte ich mich an die Melodie zu erinnern, die ich im Traum gerade noch gespielt hatte. Doch sie verblasste schon langsam in meinem Kopf. Was war das für eine Melodie gewesen?

©Seelenträumeunplayed_piano_by_theaudioslave

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Ich streckte meine Hand nach dir aus und sah tief in deine Augen. Verzweiflung. Ein Schritt, und noch einer. Weiter konnte ich nicht gehen. Eine glasige, undurchdringliche Wand versperrte den Weg. Sie trennte mich von dir. Ich wandte meinen Blick nicht von dir ab, während ich meine Hand an das eisige Glas legte. Meine Hand war kalt, genauso wie die
durchsichtige Wand
. Du legtes deine Hand auf die meine und ich meinte sie durch diese Wand spüren zu können. Und dennoch war meine Hand an der Glaswand kalt. Traurig sah ich zu Boden und setzte mich in den Schnee. Ich wollte mit dir reden.

 ♥ Aber ich konnte dich nicht hören. Die Wand war zu dick und deine Stimme weit weg. Mit Zeichensprache gab ich dir zu verstehen, dass es nutzlos war. Du versuchtest deine Worte ganz langsam zu sagen, allerdings konnte ich keine Lippen lesen. Du ließest deine Schultern sinken. Hoffnungslos. Doch auf einmal kam mir eine Idee.

Deine Augen leuchteten. Du nähertest dein Gesicht der Wand. Ein Hauch und sie lief an. Du schriebst Buchstaben hinein und ich konnte ein Hallo lesen. Ich lächelte. So konnte ich endlich mit dir reden. Ich schrieb viele Fragen an die Wand. Woher kommst du? Wie heißt du? Was fühlst du? Und du antwortetest.
Aber nach einer Weile waren die Fragen weg. Schweigend saßen wir da, auf der kalten Erde. Du auf deiner Seite und ich auf meiner. Es reichte mir nicht, nur die Sätze an der Wand zu lesen und deine Stimme nicht hören zu können.

Auf einmal standest du auf und schlugst mit der Faust gegen die Wand. Vergebens. Es passierte nichts. Ich sah dich besorgt an, denn ich wollte nicht, dass du dich verletzt. Jedoch schien dich das nicht zu interessieren. Du wiederholtest deinen Schlag und wieder stand die Wand still wie schon zuvor. Noch einmal und noch einmal. Deine Hand war schon ganz rot. Sicher tat sie weh. Du ließest dich wieder zu Boden sinken. Ich schrieb an die Wand. Was sollen wir tun?

Was sollen wir tun? Das fragte ich mich auch. Wieder legte ich die Hand an das Glas und du deine auf meine. Ich will bei dir sein. Sehnsucht. Meine Augen wurden feucht. Und auf einmal fing es an zu schneien. Aber es war gar kein richtiger Schnee. Es waren kleine Sterne, die vom Himmel fielen. Sie glitzerten und leuchteten und waren warm, als sie meine Haut berührten. Wundervoll. Wenn es Sternschnuppen gewesen wären, hätte ich mir etwas wünschen können. Aber es waren keine, oder?

Sie sahen aber aus wie tausende Sternschnuppen. Denn Schnee war es nicht. Ich versuchte es und schloss meine Augen. Und du tatest das gleiche. Es war ganz still. Und wir erzählten dem Himmel unserem Wunsch.
Wärme… plötzlich fühlten wir Wärme. Die Glaswand zerfloss und verschwand im Nichts. Und auf einmal lag deine Hand auf meiner. Ich konnte sie fühlen. Es war echt. Und so warm. Wir lachten uns an. Dann fielen wir uns in die Arme und verloren Freudentränen, die auf unseren Gesichtern zu kleinen silbernen Perlen wurden, auf die Erde kullerten und mit ihr verschmolzen.

Ich bin endlich bei dir.

© Seelenträume

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Sie stand im Badezimmer und sah ihrem Ich im Spiegel entgegen. Ihr Gesicht war gerötet und Tränen liefen über ihre Wangen. Ihr Spiegelbild sah sie nur verschwommen. Ob ein Mensch es weiß, oder irgendwie spürt, wenn ein anderer Mensch wegen ihm weint? Wahrscheinlich nicht…
‚Was mach ich denn nur falsch?’ Sie wischte die Tränen weg, damit sie wieder richtig sehen konnte und verließ das Bad. In ihrem Zimmer kroch sie unter die Bettdecke und starrte an die Wand.

Wahrscheinlich wusste er nichts von all dem was er in ihr auslöste. Und vielleicht konnte er nicht mal was dafür. Wer wusste das schon.
Die Erinnerung an diesen Tag war grau in ihrem Kopf und unter den glühenden Funken war das Gefühl kalt. Sie hatte auf diesem Stuhl gesessen und an diesem Tisch gegessen, während er nur wenige Meter von ihr entfernt war. Und alles was sie wollte war, dass er sie sah. Und wenn nicht er an diesem Tag, dann jemand anderes. Ein einziger Blick, der mehr war, als eine bloße Anerkennung ihrer Existenz. Nur ein Einziger, ein Lächeln, das für sie war. Damit sie endlich etwas fühlen konnte. Das hätte ihr gereicht. Mehr wollte sie ja gar nicht. Doch es war an diesem Tag ganz anders gewesen, wie immer. Sie hatte sich gefühlt, als wäre sie gar nicht da gewesen. Als wäre sie unsichtbar und nur ein Hauch Ihrer anwesend.

Sie drehte sich in ihrem Bett auf die andere Seite und zog die Decke über den Kopf. Sie wollte niemanden mehr sehen und am liebsten aus der Welt verschwinden.
Vielleicht sah er sie nicht als die, die sie war. Oder sie waren zu verschieden? Vielleicht war er ganz anders als sie und konnte sie deshalb nicht sehen… Aber irgendwie wusste sie auch, dass das nicht ganz so sein konnte. Sie fühlte, dass er irgendwo tief in sich so war wie sie. Wahrscheinlich wusste er das nur selbst noch nicht.

Doch was nützt das, wenn es trotzdem immer wehtut und sie nichts als ein Schatten bleibt?
©Seelenträume

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Als ich das erste Mal diese Straße sah, hatte ich mich sofort verliebt. Diese Farbenpracht… Sanft, wunderschön und wie gemalt. Wie ein Bild, so perfekt. Ich war überwältigt. Schon immer wollte ich diese Bäume sehen. Ich mochte sie am liebsten, obwohl ich sie vorher noch nie gesehen hatte.
Ich war zur richtigen Zeit gekommen. Es war wie ein Traum. Der warme Frühlingswind wehte rauschend durch die Bäume und ließ tausende der Kirschblüten zur Erde rieseln. In ganz verschiedenen rosa Tönen, jedes war anders. Ich stand mittendrin auf dieser Straße zwischen all den Bäumen und starrte nach oben. Ich freute mich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal Schnee sah. So verzaubert war ich.

Ich breitete meine Arme aus und begann mich langsam zu drehen. Mir war egal, was die Leute um mich herum dachten. Wahrscheinlich starrten sie mich komisch an, oder schüttelten den Kopf. Aber ich drehte mich immer schneller und mein weißes Sommerkleid, das ich an diesem warmen Frühlingstag das erste Mal trug, drehte sich mit mir. Immer schneller, immer mehr Blüten kamen vom

cherry-blossoms-flowers-path--1505705-1920x1200Himmel und landeten auf meinem Gesicht. Für einen Moment hatte ich meine Augen geschlossen und vergessen wo ich war. Ich genoss den Geruch von Frühling und die warme Luft. Doch nun öffnete ich sie wieder und musste blinzeln, weil ein Sonnenstrahl, der es durch die Bäume geschafft hatte, mich blendete.
Und plötzlich verlor ich das Gleichgewicht, stolperte über meine eigenen Füße und fiel nieder. Bevor ich jedoch auf den harten Boden aufschlagen konnte, fing mich unerwartet jemand auf. Ich konnte nicht sofort erkennen wer es war. Mir war so schwindelig geworden, dass sich vor meinen Augen alles drehte. Auf einmal schienen um mich herum noch viel mehr Blüten zu sein.

Dieser Jemand, der mich aufgefangen hatte, half mir auf die Beine. Wir setzten uns auf eine Bank und langsam wurde das Bild wieder klarer. Endlich konnte ich meinen Retter erkennen. Er schien ein bisschen älter zu sein als ich. Und obwohl er mich freundlich anlächelte, sahen seine Augen traurig aus.

tumblr_midmm4eV3M1rpcp44o1_500„Alles okay?“ fragte er und ich nickte, ohne ihn anzusehen. Ich wusste nicht was ich noch sagen sollte, da mir das Ganze nun doch ein bisschen peinlich war. Verlegen strich ich mein Kleid zurecht. Glücklicherweise war es nicht schmutzig geworden. Auf meinem Kleid, sowie auf meinen Haaren sammelten sich die rosanen Blütenblätter wie Schnee. Ich sammelte sie behutsam zusammen und ließ sie eins nach dem anderen zu Boden rieseln.
„Danke.“ sagte der Unbekannte plötzlich und durchbrach das Schweigen. Ich sah in sein Gesicht. Er schmunzelte und mir fiel ein, dass ich mich noch gar nicht für seine Hilfe bedankt hatte.

„Ich sollte mich bedanken.“ sagte ich. Doch er schüttelte den Kopf.

„Du hast mir viel mehr geholfen. Als ich dich in dem Kirschblütenregen sah, musste ich plötzlich lachen. Dafür, dass du mir ein Lächeln geschenkt hast, möchte ich mich bedanken!“ sagte er. Lächelte noch einmal dankbar, stand dann auf und ging seinen Weg. Immer weiter die Straße hinunter, ohne sich noch einmal umzusehen…

©Seelenträume

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Vollmond

„Wo endet die Welt? Und wo fängt der Himmel an?“ fragte sie sich, in den Himmel starrend. Er war klar, die Sterne leuchteten und der Mond schien hell. So hell, dass er sie beinahe blendete. Vor ihren Augen verschwamm alles.
Die Bäume tauchten in das silberne Wasser ein, während der strahlende Himmel zum Greifen nah schien. Als würde er immer näher auf sie zukommen. Ein Glitzern stach ihr in die Augen. Die Sterne spiegelten sich im Wasser und zerflossen darin. Sie setzte sich nieder und ließ die Beine in den Pool sinken. So schön kühl war das Wasser. Sie seufzte. Leise setzte er sich neben sie.
„Schön, was?“ Seine Stimme drang nur leise zu ihr durch, da sie voll von Bewunderung der Nacht in einer anderen Welt zu sein schien. Er zog sein T-Shirt aus und ließ sich ins Wasser plumpsen. Mit kleinen Augen beobachtete sie ihn. Er legte den Kopf nach hinten und seine Haare wurden nass. Als er sie wieder ansah, spiegelte sich das Mondlicht in seinen Augen.

Vollmond
„Kommst du auch rein?“ fragte er. Doch ehe sie überhaupt über diese Frage nachdenken konnte, hatte er schon ihre Hand genommen und sie ins Wasser gezogen. Sie schrie vor Schreck kurz auf, denn das Wasser war kühler als gedacht. Ihre Locken waren auf einmal nass und ihre Sachen klebten an ihrer Haut. Doch eigentlich störte sie das gar nicht mehr. Denn sie blickten sich nun gegenseitig in die Augen, während um sie herum alles verschwand. Nun war sie in seiner Welt. Er lächelte. Dann nahm er ihre Hand. Sie legten sich nebeneinander auf das Wasser und ließen sich treiben. Es fühlte sich an wie Schweben. Dabei starrten sie in den Nachthimmel und eine seltsame Energie durchströmte sie. Der Vollmond war irgendwie magisch…

©Seelenträume

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Ich war weit weg, irgendwo hinter dem Regenbogen in den Wolken. Ich träumte, das wusste ich. In diesem Traum lief ich eine Straße entlang. Die Sonne schien und die Luft war kalt. Es lag kein Schnee, aber ich wusste, dass es Winter war. Ich schien auch nicht zu frieren, mir war nicht kalt. Glitzernder Reif bedeckte die Planzen. Das Gras war fast weiß und glänzte im Schein der Sonne.
Plötzlich sah ich dich am Ende der Straße stehen. Du sahst mich einfach an. Mit deinen klaren Augen, grün wie eine Wiese und tief wie das Meer. Augenblicklich spürte ich etwas nasses auf meiner Nase und schaute in den Himmel. Es waren Schneeflocken. Die Sonne war hinter Wolken verschwunden und es regnete weißen Regen. Mein Blick wanderte wieder in deine Richtung. Und als sich unsere Blicke trafen, spürte ich eine Wärme in mir und ein leichtes Kribbeln unter meiner Haut. Ich streckte meine Hand nach dir aus und wollte auf dich zugehen, doch meine Füße bewegten sich kein Stück. Als wäre ich am Boden festgefroren. Verzweifelt sah ich zu dir und sah, dass es dir genauso ging. Mit aller Kraft riss ich mich los und lief in schnellem Schritt auf dich zu. Doch mit jedem Schritt, scheintest du vor meinen Augen zu verschwinden. Die Flocken wurden dichter und ich konnte dich nicht mehr sehen. Der kalte Wind nahm dich fort und ließ mich allein zurück. Ich spürte noch die Wärme in mir und wusste, dass du irgendwo dort warst. Jedoch konnten meine Augen dich nicht fassen, so sehr ich auch versuchte dich zu erkennen. Es hörte auf zu schneien. Die Welt hatte sich in eine Schneelandschaft verwandelt. Ich fiel auf die Knie und eine Träne verließ meine Augen. Meine Tränen wurden kalt an meinen Wangen und ich begann zu zittert, als wäre es plötzlich viel kälter geworden.
Eine lange Zeit saß ich im Schnee und wartete, dass etwas geschah. Mit der Zeit klarte sich der Himmel auf und die Sonne glitzerte wieder. Ich schloss meine Augen und wärmte mein Gesicht, das noch immer kalt und voller Tränen war.
Auf einmal hörte ich einen leisen Klang in der Ferne. Es war Musik. Unbeschreiblich schöne Musik. Sanft und leise und wärmend wie ein Sommerwind. Sie erwärmte mein vereistes Sein und schenkte mir Hoffnung.
Ich wusste, irgendwo dort in der Ferne, dort bist du. In meinem Herzen noch immer nah.

©Seelenträume

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Wie die Sonne…

Als ich klein war, dachte ich, die Sonne wäre eine helle, warme Lichtkugel. Ich wollte sie einmal umarmen und mit ihr verschmelzen und auch Licht sein.
Ich nahm mir einen Stuhl, stellte ihn in das weiche grüne Gras. Dann kletterte ich darauf und streckte meine Hände soweit es nur ging der Sonne entgegen. Sie sah aus, als wäre sie ganz nah, und doch war sie tausend mal weiter weg, als ich es mir damals vorstellen konnte.
Nach ein paar Versuchen gab ich es auf, denn mir wurde klar, das ich die Sonne nicht erreichen könnte. Meine Mama erklärte mir, die Sonne sei viel zu heiß und zu weit weg, um sie jemals zu berühren. Ich wurde sehr traurig und legte mich ins Gras, damit ich die Wolken betrachten konnte. Sie waren so schön in ihren Formen. Wahre Wolkenschlösser konnte ich am Himmel sehen. Ich wollte so gern wissen, wie sie sich anfühlten. Ob sie so weich und flauschig waren, wie sie aussahen. Aber auch die Wolken waren zu weit weg, um berührt zu werden.

Als ich abends vor meinem Fenster stand, weil ich nicht schlafen konnte, sah ich mit meinen großen Augen die Sterne an. Sie glitzerten so schön und ich wurde sehr traurig, weil ich sie wieder nicht greifen konnte. Ich dachte, die Sterne wüssten alle Geschichten dieser Welt, da sie uns jede Nacht von so weit oben zusahen. Und ich fand das sehr ungerecht. Wieso war alles, was so wunderschön war, so unantastbar…so weit weg für mich.
Ich wollte doch nur einmal so hell leuchten wie die Sonne. Ich wollte nur einmal auf einer Wolke liegen und mit ihr durch die Welt schweben. Und ich wollte nur einmal einen Stern in meiner Hand halten können und ihm danken, das er jede Nacht so schön vor meinem Fenster glitzert. Und ihm meine Gedanken erzählen, damit er eine weitere schöne Geschichte kannte. 

Am nächsten Tag setzte sich meine Mama zu mir und erklärte mir ein paar Sachen. Sie sagte, das Licht der Sonne würde ich schon immer in mir tragen und wenn ich lache, würde es zu allem nach außen strahlen. Sie sagte, mit den Wolken fliegen könnte ich in meinen Träumen und, wenn auch sie nicht wusste, wie sie sich anfühlten, sagte sie, sie wären bestimmt so süß wie Zuckerwatte und weich und leicht wie Federn. Und mit den Sternen könnte ich immer reden, wenn ich Lust hatte. Sie würden mir zuhören und mich verstehen. Sie wären die Einzigen, die mir nie ins Wort fallen würde. Und sie würden auf mich aufpassen und mich beschützen. Denn wie jeder andere Mensch auch, war ich ein kleines Licht – so besonders und hell wie die Sonne.

© Seelenträume

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